Mehr Engagement in der Selbsthilfe

Scrabble-Steine, die das Wort Ehrenamt zeigen

In Deutschland engagieren sich rund 3,5 Millionen Menschen in über 100.000 Selbsthilfegruppen. Trotzdem klagen Selbsthilfegruppen und -organisationen immer wieder über den Mangel an Interessent*innen oder sich ehrenamtlich engagierende Menschen. Wie schafft man es, Menschen dazu zu bewegen, sich in der Selbsthilfe zu engagieren? Welche Hürden gibt es dabei und wie kann man diese überwinden?

Persönlicher Bezug

Ein Engagement in der Selbsthilfe ist normalerweise mit der Teilnahme an einerSelbsthilfegruppe verknüpft. „Wer selbst Erfahrungen mit dieser Unterstützungsmöglichkeit gesammelt hat und diese als wichtige Ergänzung zum professionellen Gesundheitswesen erlebt, ist eventuell auch bereit, ein Ehrenamt in diesem Bereich auszuüben“, sagt Brigitte Schramm, die lange Jahre in der Management- und Organisationsberatung gearbeitet hat und dabei auch für Selbsthilfeorganisationen tätig war.

Anders als bei anderen Ehrenämtern, bei denen sich Engagierte gezielt und unmittelbar auf die Suche nach einer freiwilligen Tätigkeit begeben, entwickelt sich ein Engagement in der Selbsthilfe oft erst mit der Zeit. Für die Selbsthilfe-Aktiven steht die eigene Teilnahme an der Selbsthilfegruppe im Vordergrund – ein darüberhinausgehendes Engagement kommt nur in Frage, wenn die eigenen Kapazitäten ausreichen und das Ehrenamt attraktiv beworben wird.

Eigene Kapazitäten

Selbsthilfegruppen gibt es zu den unterschiedlichsten Themen. Doch so verschieden diese auch sein können – alle Teilnehmenden haben gesundheitliche Herausforderungen, familiäre Sorgen oder anderweitige Probleme, mit denen sie in die Gruppe kommen. Das bedeutet auch, dass alle Personen, die für ein Ehrenamt im Selbsthilfebereich infrage kommen, in ihrem Alltag schon zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sind. „Die Liste der persönlichen Hürden reicht vom eigenen Lebensweg bis hin zur aktuellen Lebenssituation und dem jeweiligen Umfeld“, sagt Brigitte Schramm. Auch die eigene Mobilität, lange Fahrtwege oder familiäre Verpflichtungen können Hindernisse für ein ehrenamtliches Engagement sein.

Ehrenamt bewerben

„Die größte Herausforderung ist und bleibt aber, wie die Gruppe oder der Verein selbst um das Engagement der Einzelnen wirbt“, sagt Brigitte Schramm. Vieles hänge dabei schon von den ersten Gesprächen ab: „Es ist wichtig, die Engagement-Möglichkeiten ausreichend bekannt zu machen. Nur so können Interessierte einschätzen, ob sie sich ein Ehrenamt vorstellen können oder nicht.“

Außerdem sei es notwendig, die dahinterstehenden Ziele immer wieder klar zu kommunizieren. Denn je mehr man sich mit diesen identifizieren könne und das Gefühl bekomme, etwas bewirken zu können, desto eher sei man bereit, Aufgaben zu übernehmen.

Stabilität erhalten

Um die Stabilität einer Selbsthilfegruppe zu gewährleisten, sind die Nachfolgesicherung sowie das Gewinnen neuer Interessent*innen eine ständige Aufgabe. In dem Online-Seminar „Die Stabilität von Selbsthilfegruppen erhalten – Bewährte und neue Wege“ erfahren Sie, wie Sie neue Formen der Selbsthilfearbeit aufspüren und ausprobieren können, welche Tipps es für die Arbeit von Selbsthilfegruppen gibt und wie Teilnehmende dadurch Lust auf ein Ehrenamt bekommen. Der Termin am 4. März 2025 von 14.30 – 17 Uhr ist bereits ausgebucht. Sie können sich aber bereits für den 6. November 2025 von 14.30 – 17 Uhr anmelden.

Die Autorin: Mandy Fleer, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der Selbsthilfeakademie Sachsen.